Crowdfunding – für Anleger und Kreditsuchende gleichermaßen interessant

Nicht wenige Menschen haben mittlerweile das Vertrauen in die Banken sowie in eine fundierte Anlageberatung verloren. Bei manchen Personen ist die spätestens seit der Finanzkrise aus dem Jahr 2008 so, denn damals verloren zahlreiche Anleger einen größeren Teil ihres Vermögens, weil sie beispielsweise in Zertifikate der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers investiert hatten.

Grundsätzlich geht die Tendenz am Finanzmarkt allerdings auch unabhängig von diesem Misstrauen dorthin, dass sowohl im Anlage- als auch im Finanzierungsbereich Alternativen gesucht werden, die möglichst unabhängig von Banken sind. Das sogenannte Crowdfunding ist eine solche Alternative, die sowohl Kreditsuchenden als auch Anlegern die Chance bietet, Geld unabhängig von Banken zu erhalten bzw. zu investieren.

Was ist Crowdfunding?

Übersetzt wird der englischsprachige Begriff Crowdfunding oftmals mit Schwarmfinanzierung. In der Praxis gibt es mittlerweile mehrere Varianten beim Crowdfunding, nämlich:

  • Crowdfunding
  • Crowdinvesting
  • Crowdlending

Prinzipiell gibt es zwar kleinere Abweichungen zwischen diesen Varianten, allerdings zeichnet sich jede dieser Alternativen durch einige grundsätzliche Merkmale aus, die das Crowdfunding als solches ausmachen.

Das Hauptmerkmal besteht darin, dass sich auf einer Plattform, die häufig auch als Kreditmarktplatz bezeichnet, Kreditsuchende und Investoren (Anleger) treffen können. Dabei findet die Finanzierung von Projekten unabhängig von Banken statt, sondern es sind meistens verschiedene Privatpersonen sind, die ihr Geld verleihen und somit dem Kreditsuchenden die Chance geben, ein Finanzierungsvorhaben zu realisieren.

Auf der einen Seite stehen beim Crowdfunding also die Kreditsuchenden, während es auf der anderen Seite Privatanleger sind, die ihr Kapital rentabel und eben nicht in Form der sonst klassischen Geldanlagen investieren möchten.

Wie funktioniert Crowdfunding?

Das Prinzip beim Crowdfunding, Crowdlending oder Crowdinvesting ist relativ einfach: Sowohl als Kreditsuchender als auch als Investor müssen Sie sich zunächst einmal auf der entsprechenden Plattform registrieren. Falls Sie eine Finanzierung suchen, können Sie im zweiten Schritt ein sogenanntes Projekt einstellen. Dies bedeutet, dass Sie die anderen User etwas näher zu Ihrem Finanzierungsvorhaben informieren. Dabei sind es die folgenden Merkmale, die Sie im Zusammenhang mit Ihrem Finanzierungswunsch darlegen sollten:

  • Gewünschter Darlehensbetrag
  • Laufzeit (Rückzahlungsdauer)
  • Eventuell Angaben zu Höhe des Darlehenszinses
  • Verwendungszweck des Kapitals
  • Nähere Beschreibung des Finanzierungsvorhabens

Haben Sie auf der Plattform Ihr Projekt erstellt, haben anschließend interessierte Investoren, also vor allem Privatanleger, die Möglichkeit, Ihnen einen Teil des benötigten Darlehensbetrages zu leihen. Meistens ist es so, dass der gewünschte Kreditbetrag nicht nur von einem Kreditgeber eingesammelt wird, sondern nicht selten sind es 10, 20 oder sogar 50 unterschiedliche private Geldgeber, die das Projekt letztendlich finanzieren.

Hier kommt tatsächlich der Gedanke der Schwarmfinanzierung zum Tragen: ein Kreditgeber und zahlreiche Kreditgeber. Im Anschluss an die Finanzierung zahlen Sie als Kreditnehmer dann – wie beim gewöhnlichen Bankkredit – in monatlichen Raten den Kreditbetrag an die jeweiligen Kreditgeber zurück und zusätzlich natürlich noch einen Zins, der zuvor vereinbart wurde.

Welche Vorteile bietet Crowdfunding für Kreditnehmer?

Einen großen Vorteil sehen die meisten Kreditnehmer beim Crowdfunding darin, dass die Finanzierung unabhängig von Banken stattfinden kann. Dies bedeutet zum einen, dass die eventuell bei der Hausbank vorhandene Kreditlinie nicht beeinträchtigt wird, wenn Sie sich auf privater Ebene Geld leihen.

Zum anderen gelten die Kreditgeber auf einer Crowdlending Plattform als nicht ganz so streng und kritisch, wie es Banken bei der Kreditvergabe sind. Dies bedeutet auch, dass es mit unter möglich ist, selbst bei einem negativen SCHUFA-Merkmal über die Crowdfunding-Plattform noch Geld einsammeln zu können, während die Bank den Kreditantrag voraussichtlich abgelehnt hätte.

Manchmal profitieren Kreditnehmer beim Crowdfunding auch davon, dass die Zinsen etwas geringer als bei vergleichbaren Bankkrediten sind. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Kreditsuchende eine sehr gute Bonität hat.

Die Crowdfunding-Plattform übernimmt übrigens meistens die Einstufung der Kreditsuchenden in bestimmte Bonitätsklassen, sodass zuvor oftmals eine SCHUFA-Auskunft angefordert wird. In der Übersicht sind es demnach die folgenden Vorteile, von denen Kreditnehmer nicht selten beim Crowdfunding profitieren können:

  • Finanzierung unabhängig von Banken
  • Kreditlinie bei Hausbank wird geschont
  • Kredite ohne SCHUFA möglich
  • Mitunter günstigerer Kreditzins als bei Banken

Crowdfunding auch für Anleger interessant

Der kleine Unterschied zwischen Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdlending besteht im Prinzip nur darin, aus welcher Sicht die jeweilige Schwarmfinanzierung stattfindet.

Das Crowdfunding als Oberbegriff ist hier eher neutral gehalten, während man beim Crowdlending vor allem aus Sicht des Kreditnehmers agiert, der sich Geld leiht. Das Crowdinvesting hingegen ist vor allem aus Sicht der Anleger beschrieben, denn hier liegt der Fokus darauf, Geld zu investieren. Grundsätzlich ist das Crowdfunding nicht nur für Kreditsuchende interessant, sondern wird für Anleger aus dem privaten Bereich immer häufiger zu einer echten Alternative zu klassischen Geldanlagen, wie zum Beispiel Tagesgeld, Festgeld oder Sparbuch. Der Investor hat beim Crowdfunding eine wichtige Rolle, denn ohne ihn könnten Kreditsuchende auf der Plattform kein Geld erhalten und somit kein Projekt finanzieren.

Der Anleger ist beim Crowdfunding also gleichzeitig Kapitalgeber und somit Kreditgeber, der sein Geld beispielsweise an Privatpersonen, aber auch Selbständige, Freiberufler und Kleinunternehmer verleiht. Im Gegenzug dazu erhält er einen Zins, dessen Höhe sich vor allem nach der Bonität des Kreditnehmers richtet.

Der große Vorteil besteht für Anleger beim Crowdfunding darin, dass die erzielbare Rendite oftmals wesentlich höher als bei klassischen Geldanlagen ist. Dafür steht dem Investment allerdings ebenfalls ein etwas höheres Risiko gegenüber, denn natürlich ist es möglich, dass der Kreditnehmer seinen Verpflichtungen irgendwann nicht mehr nachkommen kann und der Anleger daher einen Kapitalausfall zu verzeichnen hat. Statistisch betrachtet kommt dies allerdings in weniger als einem von zehn Fällen vor, sodass das Risiko definitiv kalkulierbar ist.