Forex Trading während der Feiertage?

Viele Trader überlegen, ob sie an der Forex während der Feiertage ihre Positionen halten oder sie am besten vor mehreren Feiertagen wie z.B. Weihnachten vollständig glattstellen sollen. Die Fragestellung betrifft diejenigen Anleger, die Positionstrading über Tage und Wochen mit Derivaten betreiben. Das dürfte die vielleicht größte Gruppe der Privatanleger an der Forex sein. Experten raten vom Forex Handel während der langen Feiertage zwischen Weihnachten und Neujahr ab.

Forex und die Ferien

Der wichtigste Fakt beim Derivatehandel an der Forex ist die Tatsache, dass sich die Kurse von der Nacht von Sonntag zu Montag bis in die Nacht von Freitag zu Samstag rund um die Uhr fortbewegen, die bei europäischen Brokern gehandelten Derivate hingegen (Knock-outs, CFDs, Optionsscheine und Binäre Optionen) nur zum Teil overnight zu handeln sind. Die börslich platzierten Knock-outs etwa können overnight die K.o.-Schwelle erreichen, während der Kurs anschließend im Überseehandel wieder zurückschlägt.

Das macht Hedging-Strategien obsolet: Wenn ein Trader auf die Idee käme, an der Forex Derivate in beide Richtungen (Call und Put) gleichzeitig zu buchen beziehungsweise sie mit Kaufstopps zu versehen, um bei einem K.o.-Ereignis in der Gegenrichtung investiert zu sein, dann funktioniert das bei einer Platzierung an deutschen Börsen am Wochenende und an den Feiertagen nicht.

Einfach wäre es, wenn etwa ein Call-Derivat durch ein K.o.-Ereignis Totalverlust erleiden würde und der gegenläufig gebuchte Put dann über Nacht so weit in den Gewinn gelangen würde, dass der Trader sozusagen im Schlaf sein Geld verdient. Doch in sehr vielen Fällen schlägt der Kurs overnight zurück, der Trader hat aber (bei börslich platzierten Knock-outs und Optionsscheinen!) keine Möglichkeit der Einflussnahme.

Bei CFDs und Binären Optionen hängt der Overnight- und Feiertagshandel vom Broker ab. Wenn es nun konkret um den Feiertagshandel zwischen Weihnachten und Neujahr geht, dann müssen deutsche Trader wissen, dass beispielsweise am 26.12. in einigen Teilen der Welt gehandelt wird – es handelt sich um einen explizit christlichen Feiertag. Die Forex läuft also weiter und tendiert gerade in eher dünnen (wenig liquiden) Märkten zu großen Kurssprüngen, die der deutsche Trader nach den Feiertagen als riesiges Gap (Kurslücke) erleben kann.

Gaps an der Forex

An der Forex sind Overnight-Gaps selbstverständlich, nach den Feiertagen können sie furchterregend ausfallen. Davon sind diejenigen Trader betroffen, die gerade keine Hedging-Strategien verwenden, sondern eine Position in eine Richtung mit einem Verlustbegrenzungs- bzw. Gewinnstopp absichern. Das erscheint auch an der Forex vollkommen plausibel, denn es entwickeln sich in vielen Werten längere Trends über einige Wochen, denen der Trader mit den Stopps in einem Schein in aller Ruhe folgen kann.

Diese Strategien können über ein normales Wochenende noch funktionieren, während der Feiertage ist das Risiko jedoch extrem hoch, dass der Kurs die vorher gesetzten Stopps unterfliegt (die schließlich nicht ausgelöst werden, wenn selbst ein CFD-Broker Urlaub macht). Betroffen sind alle Forex- und Rohstoff-Derivate (vor allem Gold und Öl), während die Händler von vornherein kaum auf die Idee kommen, Aktien-Derivate zu handeln. Es ist bedauerlich, aber eher zu empfehlen, den Feiertagshandel zwischen den Jahren eher auszulassen, denn die Gaps können in keiner Weise prognostiziert werden. Manche Trader versuchen Gaps zu handeln, die sich schließlich ebenso zugunsten der Position auswirken können.

Das kann das Risiko wert sein, hierzu müssen Trader aber wissen, welche Gaps es generell und speziell an der Forex gibt. Wir unterscheiden vier Typen:

  • Island Gap: Die Insel-Kurslücke ist eine Umkehrformation, sie entsteht in eine Richtung, dann folgt eine kleine Seitwärtsphase und anschließend ein Gap in die Gegenrichtung, wodurch sich eine “Insel” gebildet hat.
  • Exhaustion Gap: Das „Erschöpfungs“-Gap signalisiert das Ende eines stärkeren Trends. Der Kurs eröffnet weit entfernt vom Vortageskurs (nach oben oder unten) und schlägt dann die Gegenrichtung ein.
  • Breakaway-Gap: Der Kurs bricht aus seiner Handelsspanne über Nacht (oder über die Feiertage) in eine Richtung aus. Entweder das Breakaway-Gap wird geschlossen, oder der Trend setzt sich fort.
  • Common Gap: Diese klassische “Kurslücke” entsteht wegen mangelnder Kursfeststellung, die an der Forex beispielsweise in Minors oder exotischen Währungspaaren vorkommt. Eine indikative Bedeutung hat das Common Gap an der Forex nicht.